Meine 8 Misserfolgsfaktoren Teil 5: Schwaches Team
Projektmanagement
Meine 8 Misserfolgsfaktoren
Teil 5: Schwaches Team
Vor einigen Jahren hatte ich in einem Projekt ein zu schwaches Team für die Anforderungen und Größe des Projekts. So waren nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch ich überfordert.
Wie kam es dazu?
Am Anfang war es ein überschaubares Projekt: Ein Prozess zur Unternehmensplanung sollte in einer AG in Berlin eingeführt werden.
Bald zeigte sich, dass es nicht nur um den Prozess ging, sondern dass die gesamte Unternehmensstrategie zu überarbeiten, zu entwickeln und umzusetzen war. Die Marktpositionierung, die Investitionsplanung, das Marketing.
Die Komplexität des Projektes wuchs. Es war nicht mehr ein Projekt, sondern parallel 5-6 Projekte. Mit Leistungen, die wir nicht mehr selbst erbringen konnten, sondern über Subunternehmer organisierten, z.B. bundesweite Kundenbefragungen.
Die Kundenseite war zudem schwierig. Der Vorstandsvorsitzende hatte gleichzeitig ein politisches Amt und war kaum erreichbar, der Aufsichtsrat war politisch besetzt und der interne Projektleiter war völlig überfordert, weil er intern kaum Unterstützung bekam. Planungs- und Abstimmungsprozesse waren daher äußerst aufwändig.
Man kann sagen „super“. Was wünscht man sich mehr? Da kann man einiges machen. Da sind Chancen. Das ist die eine Seite.
Die andere Seite war: Meine Mitarbeiter waren zum Teil recht jung, in Projekten dieser Größenordnung noch unerfahren und benötigten Betreuung und Entscheidungen. Ich war ständig zwischen Berlin und Frankfurt unterwegs, mit der Projektplanung und -koordination, mit der Vorbereitung und Moderation von Workshops beschäftigt. Und mir fehlte die Zeit, mich intensiv mit den Mitarbeitern zu beschäftigen.
Was war das Ergebnis?
Wir haben alles hingekriegt, auch in der notwendigen Qualität, aber es wäre sicher mehr drin gewesen, wenn ich mich noch mehr um den Kunden hätte kümmern können.
Was heißt „mehr drin gewesen“?
Ich hätte ab und zu einen freien Kopf gebraucht. Ich hätte mich intensiver um den internen Projektleiter, die Abteilungsleiter und den Vorstandsvorsitzenden kümmern und damit die emotionale Situation des Projekts stärker steuern müssen.
Dazu hätte ich ein Team gebraucht, das stärker selbstorganisiert die Projekte hätte vorantreiben können. Und das zusätzliche Kompetenzen und auch Kapazitäten gebraucht hätte. Es lag also nicht an den einzelnen Mitarbeitern, sondern an der Zusammensetzung und Größe des Teams.
Was ist meine Erkenntnis?
Nimm nicht das Team, das da ist, sondern bau dir das Team, das für das Projekt notwendig ist.
Wenn ich das schreibe, spüre ich noch die Anstrengung und Erschöpfung, die dieses Projekt bewirkt hat.
Welche Erfahrungen haben Sie mit Projektteams und Überforderungen gemacht?
Was sind Ihre Erkenntnisse?
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